Ausgabe 5 - 1/2022
Erschienen im Juni 2022.
Wir leben in einer Zeit der Folgen. Zumindest werden derzeit viele Konsequenzen von lange eingeübten Lebensformen sichtbar. Was man da sieht, drängt dazu, eindringlich über die Auswirkungen des heutigen Handelns oder Nicht-Handelns nachzudenken. Und es drängt dazu, unsere Verhältnisse zu dem zu überprüfen, was uns umgibt. Denn was wir als Natur deklarieren und was wir für Technik halten, ist keineswegs gleichgültig. In welcher Weise Pflanzen, Tiere, Menschen und Maschinen füreinander Umgebungen sind und in welchen Beziehungen sie zueinander stehen, bestimmt vielmehr die Gestalt der Zukunft mit.
Deswegen können Positionierungen zur ‚Umwelt‘ politische Wahlen entscheiden. Doch ist das Hochfrequenzwort ‚Umwelt‘ und all seine Zusammensetzungen als ‚Umweltpolitik‘, ‚Umwelttechnik‘ oder ‚Umweltbewusstsein‘ höchst problematisch. Existiert tatsächlich etwas, das uns als Äußeres umgibt? Oder gibt es dieses Außen nur in Verbindung mit uns – Umgebungen, die geschaffen, konstruiert und ausgestaltet sind, um unsere Leben zu ermöglichen? Literatur ist in den Unsicherheitszonen dieser wieder einmal flirrenden 20er Jahre heimisch. Sie spielt Szenarien durch und treibt unsere Erkenntnis wie Selbsterkenntnis voran. Nicht zuletzt kann sie gleichermaßen diskursiv formulieren und sinnlich erfahrbar machen. Deswegen vereint diese Ausgabe essayistische Überlegungen mit zahlreichen und vielgestaltigen poetischen Sondierungen zur Problematik der ‚Umwelten‘. Die Texte fragen, welche Medien die Natur wie formen und wie man Natur überhaupt aufschreiben kann. Ihnen geht es um Technik, die sich den Menschen anschmiegt, und um mögliche Alternativen zum kapitalistischen Wirtschaften. Wir denken nach über die Zusammenhänge zwischen Pflanzen, Menschen und anderen Tieren. Und wir widmen uns dem Vergehen der Jahreszeiten.