Ausgabe 5 - 1/2022 - Birgit Schneider

Nature Writing im Computerspiel Walden – A Game. Naturwahrnehmungen in einer künstlichen Welt?

Forschungsstation Gülpe. Außenstelle der Universität Potsdam, geführt vom Institut für Ökologie. Irgendwo hinter Ribbeck im Havelland, in der Mark, dort, wo Hobby-Astronomen hin pilgern, weil der Nachthimmel hier wirklich dunkel ist, mithin eine kaum besiedelte Gegend. Ich werde hier nicht die Laborküche für Experimente aufsuchen oder den Mikroskoptisch zur Beobachtung von Gewebeschnitten nutzen und auch keine Wettermessungen machen, für die das Messfeld vor der Station eingerichtet ist. Auch werde ich nicht den Sprung eines Käfers beobachten, wie eine BA-Studentin, die hier gerade forscht. Mein Projekt: Ich habe Walden – A Game mitgebracht; ein Computerspiel, für das ich gar nicht hätte nach Gülpe kommen müssen, denn das Spiel selbst enthält eine Welt, die ich von überall, wo sich mein Rechner befindet – und solange er Strom hat –  betreten kann. Es inszeniert eine historische Modellsituation der Naturbeobachtung und des Lebens in der Natur: den Wald um den Teich Walden, den Walden Pond, herum sowie Henry Thoreaus Hütte von 1845. Dazu gehören auch Teile des angrenzenden Städtchens Concord, wie es 1845 ausgesehen haben könnte, also ohne den Zuwachs an Infrastruktur, den man heute bei einer virtuellen Autofahrt mit Google Street View bestaunen kann. Zwei Pforten, durch die ich trete: zum einen das hölzerne Tor der Forschungsstation Gülpe, gelegen auf einer Havelinsel am Gülpesee und erreichbar nur über eine Brücke und eine Schotterpiste; und zum anderen die Pforte von Walden – A Game, erreichbar durch einen Doppelklick auf das Touchpad meines Computers.

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