Was ist das eigentlich: Gärtnern? Und ist es etwas speziell Menschliches? Urbanes Gärtnern, giftfreies Gärtnern, Gärtnern für Faule, Grundkurs grüner Daumen, naturnahes Gärtnern – einfach wachsen lassen scheint keine Option. Mithin ist Gärtnern ein planvoller Eingriff in die Natur, der sich von Landwirtschaft darin unterscheidet, dass er nicht in großen Mengen anbaut, was verzehrt werden soll. Dem Garten liegt industrielle Verwertung fern, hier wird von Hand gesetzt, gezogen, gejätet, geerntet.
Das Gegenteil von Garten ist nicht Stadt, sondern Natur. In der Natur gärtnert niemand herum, da wächst, was wächst und Witterung besorgt den Rest, oder?
Stimmt nicht, auch Tiere greifen planvoll in ihre Umwelt ein, aber gärtnern sie auch?
Die erste wirklich erfolgreiche deutsche Illustrierte war die Gartenlaube. Sie versprach in Zeiten politischer Unruhe und vorangegangener Wirtschaftskrisen Fortschrittsglaube neben Rückzug und Erbauung. Eine Zeit, die mit Scheinkonstitutionalismus und Restauration unter Wilhelm I. und Bismarck gar nicht schlecht beschrieben ist und auf die die Gartenlaube in ihren erbaulichen Fortsetzungsromanen wie ein etwas zu blümerant geratenes Blumenstillleben auf die Industrialisierung antwortet, wie Gryphius in seinem berühmtem Gedicht Es ist alles eitel von 1637 auf den Dreißigjährigen Krieg: „Was jetzt noch prächtig blüht, soll bald zertreten werden“.
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