Ausgabe 5 - 1/2022 - Nick Reimer, Toralf Staud

Ade, Du deutscher Fichtentann‘

Deutschland steht ein großflächiges Waldsterben bevor, 2050 wird es ganze Regionen ohne alte Bäume geben. Welche neuen Arten dann bei uns wachsen können, weiß derzeit niemand.

Rotbraun glänzt der Waldboden, bedeckt mit knochentrockenen, toten Fichtennadeln. Die Baumstämme sind grau gebleicht, überall liegen abgestorbene Äste. Rechterhand kann man durch tote Holz­torsi den Winterstein erkennen, einen markanten Kletterfelsen im hinteren Teil der Sächsischen Schweiz. Der Wanderweg schlängelt sich durch die Raubsteinschlüchte, dann ist plötzlich Schluss. Mitten im Wald ist ein rot-weiß-rotes Flatterband gespannt, auf einem Schild steht „Gesperrt wegen herabstürzender Bäume“.

Schuld an der Sperrung ist der Buchdrucker, einer der schlimmsten Forstschädlinge, wissenschaftlich als Großer achtzähniger Fichten­borkenkäfer bezeichnet. Das bräunliche Insekt ist milliardenfach über die Fichten des Elbsandsteingebirges hergefallen und hat in kürzester Zeit ganze Waldflächen vernichtet. „Den Buchdrucker gibt es nachweislich schon seit der letzten Eiszeit“, sagt Frank Strohbach, Mitarbeiter der Sächsischen Nationalparkwacht, „und so, wie jedes Lebewesen auf der Erde, geht er seiner wichtigsten Bestimmung nach: der Vermehrung und Erhaltung seiner Art.“

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