Ausgabe 5 - 1/2022 - Solvejg Nitzke

Pflanzenwelten. Natur, Kunst, Kontamination

Um über Pflanzen zu sprechen, muss man sie zu allererst wahrnehmen. Das ist schwieriger als es klingt, denn meistens scheinen Menschen Pflanzen zu übersehen – sei es in einem Garten, der Arrangement, Zucht und Pflege von Pflanzen ausstellt; sei es in einem Büro, das eine meist ziemlich einsame Topfpflanze ziert. Pflanzen gehören so selbstverständlich zum Repertoire der sichtbaren Welt, dass sie paradoxerweise unsichtbar werden. Dieser Effekt nennt sich „Pflanzenblindheit“. Er beschreibt, dass Menschen Pflanzen zwar physisch sehen können, sie aber nicht bemerken. Sobald etwas Anderes zu sehen ist – Menschen, Tiere, Gebäude, Möbel, ja, was auch immer – werden Pflanzen praktisch unsichtbar. Vielleicht weil sie sich nicht (aktiv) bemerkbar machen und Menschen nur das beachten, was sich bewegt oder was sie selbst gemacht haben, alles andere ist Hintergrund. Zugespitzt heißt das: Alles, was sich nicht offensiv auf uns Menschen bezieht, interessiert uns auch nicht.

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[i] Vgl. Elisabeth E. Schussler, James H. Wandersee: „Toward a Theory of Plant Blindness.“ In: Plant Science Bulletin 47 (2001), H. 2, S. 2-9.



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