Ausgabe 3 - 1/2021 - Tobias Nanz und Johannes Pause

Der Kalte Krieg und sein Wetter

Im Bunker gibt es kein Wetter – zumindest keines, das positiv erlebt werden kann, sondern nur eines, das aufgrund meteorologischer Beobachtungen mit technischen Medien verarbeitet und auf Karten oder Displays angezeigt wird. Der Kommandoraum tief unter der Erde ist eine Verkehrung des Feldherrenhügels, in der es der Oberbefehlshaber nicht mit Wind und Wetter, sondern mit aufbereiteten Datenstürmen zu tun hat. Gerade dieser wetterlose Ort jedoch scheint sich zur Kontrolle von Schlachten besonders zu eignen, wie es jene Imaginationen des Kalten Kriegs vorführen, in denen aus einer Technikbeherrschung eine Wetterbeherrschung folgt, in denen Sturmfronten umgeleitet werden können und so der Gegner in seine Schranken gewiesen wird.

Dass die Wetterlage kriegsentscheidend sein kann, konstatierte auch Carl von Clausewitz in seinem Klassiker Vom Kriege, der noch über einhundert Jahre später im Kalten Krieg eine Referenz von Spieltheoretiker*innen und Politiker*innen wie Thomas Schelling und Henry Kissinger war. Das, so Clausewitz, „was den wirklichen Krieg von dem auf dem Papier unterscheidet“, sind Zufälle und Missverständnisse, mit denen in den Planungsstäben nicht gerechnet werden kann. Dazu gehöre auch das Wetter, da Nebel etwa die Feindaufklärung verhindern oder starker Regen ein Bataillon zum Stoppen bringen könne. Das Wetter wird so zu einer Partei im Krieg – und Ziel mag es seit jeher sein, Niederschlag und Nebel als Alliierte zu gewinnen und gegen den Feind einzusetzen.

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